WSVG auf Bekämpfung der ASP gerüstet
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Die Afrikanische Schweinepest hat Deutschland erreicht. Mit den ersten Funden in Brandenburg ist auch das Team der Wildtierseuchenvorsorgegesellschaft im Bereitschaftsmodus. Die Notfallgesellschaft wurde 2019 eigens zur Bekämpfung der ASP in Schwarzwildbeständen gegründet.Bereits seit Monaten haben sich die beiden Geschäftsführer der WSVG Marcus Elmerhaus (Welver) und Christian Stoll (Solingen) auf diesen Tag vorbereitet, Konzepte erstellt, Material für die beiden Lager in Hamm-Rhynern und Zülpich angeschafft und Mitarbeiter geschult. „Es war klar, dass die ASP kommen würde, wir wussten nur nicht wann, und auch wenn wir in NRW aktuell noch nicht direkt betroffen sind, so ist es ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wir gut aufgestellt sind“, so Marcus Elmerhaus.
Im Gewerbegebiet in Rhynern stehen 100 km Elektrozaun samt Schlagpfählen, Container, Tore und Stromaggregate, Quads und Schutzkleidung sowie Desinfektionsmittel und weitere Ausrüstung für den Einsatz bereit. „Unsere Mitarbeiter, die aktuell noch ihren normalen Berufen nachgehen, stehen auf Abruf bereit“, erklärt Christian Stoll. Sie wurden während der letzten Monate umfassend in Theorie und Praxis geschult. Diese Schulungen fanden auf dem Gelände in Hamm, aber auch unter realen Bedingungen im Waldgebiet im Lippetal statt. Hier konnte sich auch Kreisveterinär Prof. Dr. Wilfried Hopp von der Arbeit der WSVG persönlich ein Bild machen.
Eine kleine Stamm-Crew kümmert sich in den Lagern kontinuierlich um die Wartung der Geräte. Im Einsatzfall könnte die WSVG damit sogar an zwei Ausbruchsherden gleichzeitig zum Einsatz kommen.
„Wir arbeiten nach dem tschechischen Modell“, so Marcus Elmerhaus weiter, „dort ist es gelungen, die ASP nach einem Ausbruch schnell wieder einzudämmen.“ Daher hält die WSVG den Bau eines stromführenden Zauns gepaart mit absoluter Ruhe im Kerngebiet, keine Jagd, keine Land- und Forstwirtschaft, keine Spaziergänger, für die wirksamste Maßnahme. „Es ist entscheidend, die Tiere in der Kernzone zu halten, Wanderungen zu vermeiden, damit das Virus nicht weiter um sich greifen kann“, so Stoll. Dort wo kein Zaun installiert werden kann, sorgen überfahrbare Gitter, wie man sie von Almen kennt, dafür, dass Schalenwild diese nicht überwinden kann.
Beim Fund eines verendeten Tiers gilt: Meldung über die 112. Alle weiteren Schritte leitet umgehend der Kreisveterinär ein. Diese reichen von der diskreten Kadaversuche über den Einsatz von Bergeteams und den Abtransport in Edelstahlwannen und Kunststofftonnen bis hin zur Desinfektion mit Kalk. „Wir sind dabei auf die Hilfe ortskundiger Jäger angewiesen, die mit den Rückzugsräumen, Suhlen, Wasserläufen und Hauptwechseln vertraut sind“, so Elmerhaus, selbst passionierter Jäger.
Ist die eingezäunte Kernzone präpariert, wird diese täglich von Mitarbeitern der WSVG kontrolliert, die umfangreiche Technik durch SMS-Melder zusätzlich geschützt.
Da innerhalb der Kernzone nicht gejagd wird, sind Revierpächter von der Wildschadensersatzpflicht entbunden, Landwirte, die ihre Ernte nicht einfahren können, werden entsprechend entschädigt. „Sollten Wirtschaftswege gesperrt werden müssen, bitten wir heute schon um Verständnis bei der Bevölkerung“, ergänzt Christian Stoll.
Bei allen in der Kernzone gefundenen Tieren, werden Proben genommen und diese anschließend in der Tierkörperbeseitigungs-anlage verbrannt.
„Wenn unser Einsatz beginnt, müssen wir schnell sein, schnell vor Ort, und zügig beim Einleiten der Maßnahmen“, resümiert Marcus Elmerhaus. „Danach heißt es, Ruhe bewahren und besonnen handeln, um die Tiere nicht unnötig aufzuschrecken und so eine erfolgreiche Seuchenbekämpfung sicherzustellen.“
Info-Box:
Träger der 2019 gegründeten Wildtierseuchenvorsorgegesellschaft WSVG sind Bauernverbände im Rheinland (RLV) und in Westfalen Lippe (WLV) der Landesjagdverband NRW sowie die rheinische und westfälische Hauptgenossenschaft (RWZ und Agravis).